
Dr. Jens H. Stupin
Meilensteine in der Geschichte der Perinatalen Medizin
Neuzeitliche Entwicklung bis zum Beginn der eigentlichen Perinatalen Medizin
Jahr | Entwicklungsschritt |
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1818 | Erster Bericht über die Existenz fetaler Herztöne durch F. Mayor. |
1821 | Auskultation fetaler Herztöne durch Lejumeau de Kagaradec. |
1881 | Erste Amniozentese zur Entlastung eines Hydramnions durch D. Lambl. |
1891 | Erste graphische Darstellung „fetaler Herzimpulse“ mittels eines Sphygmographen durch E. Pestalozza. |
1906 | Erstes fetales Elektrokardiogramm durch M. Cremer. |
1908 | Aufzeichnung des ersten Phonokardiogramms durch J. Hofbauer und O. Weiss. |
1930 | Erste Amniographie durch T. Meness. |
1952 | Anwendung der Amniozentese zur Diagnostik der Rh-Erythroblastose durch D. Bevis. |
1956 | Beschreibung eines pulmonalen „Surfactants“ als Antiatelektase-Faktor durch J. Clements. |
1958 | Erstmaliger Katheterismus der Aorta des Neugeborenen über die Umbilikalarterien sofort nach der Geburt durch E. Saling. |
1958 | Erstes kontinuierliches Kardiotachogramm eines anenzephalen Feten sowie erste Aufzeichnung von fetaler Herzfrequenz und Kontraktionen der Gebärmutter durch R. Caldeyro-Barcia. |
1958 | Direkte Ableitung des fetalen Elektrokardiogramms mittels abdominaler Punktion durch E. Hon. |
1958 | Erste Ultraschallbilder eines Feten in der 14. SSW durch I. Donald. |
1959 | Erste Austauschtransfusion beim Neugeborenen durch die Aorta abdominalis (Zwei-Katheter-Technik) durch E. Saling. |
Beginn der Perinatalen Medizin durch erstmaligen diagnostischen Zugang zum Feten: 21.06.1960 erste Fetalblutanalyse durch E. Saling, Frauenklinik Berlin-Neukölln.
1961 | Erste pränatale Messung des biparietalen Durchmessers, damit Beginn der fetalen Biometrie, sowie Darstellung eines Hydrozephalus mittels Ultraschall (A-Mode) durch I. Donald und T. Brown. |
1962 | Einführung der Amnioskopie durch E. Saling, damit erstmals Überwachung des fetalen Zustands in den letzten Schwangerschaftswochen möglich. |
1962 | Beschreibung einer „Methode zur selektiven Registrierung der fetalen Herzschlagfrequenz“ von K. Hammacher führt zur Entwicklung des ersten von ihm so benannten „Kardiotokographen“. |
1963 | Erste intrauterine Transfusion bei Rh-Erythroblastose durch A. Liley. |
1964 | Symposium „Effects of labor on the fetus and newborn“, Montevideo, Uruguay: organisiert von R. Caldeyro-Barcia (Uruguay), unter Beteiligung von E. Hon (USA), L. Stanley James (USA), E. Saling (Deutschland), damit Beginn der internationalen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Perinatalen Medizin →LINK zu „Von einer deutschen Idee zur internationalen Bewegung: Das Treffen von Montevideo, 01.-03. Oktober 1964“. |
1964 | Einführung des Begriffs „Tokolyse“ durch K. H. Mosler. |
1964 | Erste Darstellung des fetalen Herzschlags mittels Doppler durch D. Callaghan. |
1965 | Einführung der kombinierten Zustandsbeurteilung des Neugeborenen nach der Geburt (modifizierter Apgar-Score und pH in der Nabelschnurarterie) durch E. Saling. |
1966 | Entwicklung des theoretisches Konzepts der „Sauerstoff-Sparschaltung des fetalen Kreislaufs“ durch E. Saling, das nach Einführung der Doppler-Sonographie bestätigt wird. In der anglo-amerikanischen Literatur wird der Begriff fälschlicherweise in „brain-sparing-effect“ umbenannt. |
1966 | Erstes elementares Buch der Perinatalen Medizin erscheint: E. Saling: „Das Kind im Bereich der Geburtshilfe“, Thieme Verlag. Es ist die erste Darstellung einer klinisch angewandten Geburtsmedizin unter Berücksichtigung des Feten als Patient. |
1966 | Test des ersten Prototypen des CTG durch K. Hammacher in Düsseldorf |
1967 | Einführung des Begriffs „Perinatale Medizin“ durch E. Saling |
1967 | Gründung der ersten nationalen Gesellschaft für Perinatale Medizin, der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM) durch E. Saling und Durchführung des ersten „Deutschen Kongresses für Perinatale Medizin“ in Berlin. Damit erstmalige Begründung der körperschaftlichen Existenz der Perinatalen Medizin. |
1968 | Einsatz des CTG-Monitoring-Systems in der klinischen Routine durch Entwicklung des Kardiotokographen durch K. Hammacher und Hewlett Packard wird möglich. |
1968 | Einführung des kombinierten elektronisch–biochemischen Monitorings von Feten unter der Geburt (CTG und FBA) durch E. Saling. |
1968 | Hypothese, dass Glukokortikoide die fetale Lungenreife fördern, erstmals durch S. Buckingham aufgestellt. |
1968 | Gründung der ersten internationalen Gesellschaft für Perinatale Medizin, der European Association of Perinatal Medicine (EAPM) durch E. Saling und Durchführung des ersten internationalen Kongresses, des „European Congress of Perinatal Medicine“ in Berlin. |
1969 | Erstmalige Anwendung von Beta-Sympathomimetika zur „intrauterinen Reanimation“ bei akutem fetal distress durch R. Caldeyro-Barcia. |
1971 | Beschreibung des Zusammenhang zwischen Phospholipid-Gehalt des Fruchtwassers, fetaler Lungenreife und RDS durch L. Gluck. |
1972 | Nachweis der erfolgreichen Lungenreifeförderung mittels Glukokortikoiden durch G. Liggins und R. Howie. |
1972 | Etablierung der ersten „Maternal-Fetal Units“ in den USA, ein Konzept E. Salings zur „Neuordnung der Geburtshilfe“ (1967) aufgreifend. |
1973 | Gründung des „Journal of Perinatal Medicine“ auf Initiative von E. saling. Gründungsherausgeber waren R. Caldeyro-Barcia (Uruguay), E. Hon (USA) und E. Saling (Deutschland). Als Herausgeber-Sekretäre fungierten J.W. Dudenhausen und K. Wagner. |
1973 | Beschreibung verschiedener fetaler Bewegungsmuster und deren prognostischer Wertigkeit mittels Ulltraschall durch E. Reinold. |
1975 | Einführung der äußeren Wendung des Feten aus Beckenendlage unter Tokolyse durch E. Saling und W. Müller-Holve. |
1975 | Einführung der Zervixreifung durch Prostaglandine in die klinische Routine durch A. Calder. |
1977 | Erster Einsatz des Doppler-Verfahrens zur Darstellung des fetalen Blutflusses in der Umbilikalarterie durch D. Fitzgerald und J. Drumm. |
1981 | Entwicklung des frühen totalen Muttermundverschlusses (FTMV) zur Prävention von habituellen Aborten und Frühgeburten durch E. Saling. |
1982 | Studien zur Interpretation fetaler Verhaltensmuster mittels Ultraschall durch J. de Vries, J. Nijhuis und H. Prechtl. |
1983 | Erste Messung der uteroplazentaren Durchblutung durch S. Campbell. |
1984 | Mikrophon-Aufnahmen des intrauterinen akustischen Milieus durch E. Saling, U. Blücher, J. Rothe. |
1990 | Entwicklung eines Frühgeburten-Vermeidungs-Programms durch E. Saling unter Einbeziehung routinemäßiger vaginaler pH-Messungen. |
1991 | Gründung der WAPM und erster „World (International) Congress of Perinatal Medicine“ in Tokio, Japan. |
1992 | Einführung der Messung der fetalen Nackentransparenz als Screening-Test für chromosomale Störungen durch K. Nicolaides. |
1994 | Einführung der „Selbstvorsorgeaktion der Schwangeren zur Vermeidung von Frühgeburten“ (pH-Selbstmessung im Scheidensekret) durch E. Saling. |
2005 | Gründung der „International Academy of Perinatal Medicine“, Barcelona, erster Präsident: E. Saling. |